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Carlo Zinelli

1916 bis 1974, Italien

Carlo Zinelli wurde in San Giovanni Lupatoto, Verona, Italien, geboren. Da er früh seine Mutter verlor, musste er bereits als Kind auf einem Bauernhof arbeiten, um die Familie finanziell zu unterstützen.

Lesen und Schreiben lernte er nicht. Mit etwa 18 Jahren war er in einem Schlachthof in Verona tätig und begann zu dieser Zeit zu zeichnen. 1939 ging er als Freiwilliger in den Spanischen Bürgerkrieg, wurde aber bereits nach zwei Monaten aus gesundheitlichen Gründen entlassen. Er hatte bereits seit 1941 Aufenthalte in psychiatrischen Kliniken, seit 1947 war er ständig im Krankenhaus San Giacomo in Verona hospitalisiert, wo man eine paranoide Schizophrenie diagnostizierte. Er lebte sehr isoliert in der Klinik. Zunächst zeichnete er auf Böden und schuf Ritzbilder mit einem Stein an den Wänden. 1957 wurde er in die Grafikwerkstatt seines Krankenhauses aufgenommen, die von dem schottischen Bildhauer Michael Noble und dem Psychiater Mario Marini, gegründet worden war. Er verbrachte dort regelmässig seine Tage. Ab 1966 wurde er von dem neuen Leiter der Werkstatt, Vittorio Andreoli, gefördert. Zinellis Hauptmotive sind doppelseitige Gouachen. Es sind Bilder aus Schattenrissen stilisierter Figuren, in den Zwischenräumen finden sich Buchstaben oder graphische Details, wie beispielsweise Sterne. Seine Figuren, die teilweise flächig ausgemalt sind, weisen oft charakteristische Löcher auf. Jenseits von realen Größenverhältnissen und Perspektiven, hat man den Eindruck, dass seine menschlichen Silhouetten und Tiere im Bild schweben. Harald Szeemann organisierte 1963 eine Ausstellung in Bern, wo Carlo Zinelli der einzige persönlich anwesende italienische Maler war. Etwas später entdeckte ihn Jean Dubuffet und kaufte Werke für seine Sammlung. Carlo Zinelli malte bis 1973, im Jahr darauf starb er an einer Lungenentzündung in einem Krankenhaus in Verona.

Das Museum of Everything zeigte als „,Collateral Event“ 50 Werke des Künstlers im Rahmen der 55. Biennale in Venedig 2013. Zinellis erste Einzelausstellung in einem Museum in den USA fand 2017 im American Folk Art Museum in New York statt. Seine Arbeiten finden sich in allen großen Art Brut-Sammlungen. Carlo Zinelli ist seit 2021 im Kontext der 921 Werke umfassenden "Donation d´Art Brut de Bruno Decharme" im Centre Pompidou, Paris, vertreten.

 

Ausgewählte Werke

 

 

© Hannah Rieger
Alle Rechte vorbehalten

Alle Fotos (Räume und Kunstwerke): Maurizio Maier
Konzept & Layout: VISUAL°S