Michel Nedjar
*1947, Frankreich
Michel Nedjar wurde als Sohn eines jüdischen Schneiders aus Algerien in Soisysous-Montmorency in Frankreich geboren. Seine Mutter hatte polnische Wurzeln, war den Pogromen entkommen und lebte seit 1923 in Paris.
Ein Großteil seiner Familie wurde in Konzentrationslagern ermordet. Schon als Kind liebte es Michel Nedjar zu zeichnen. Aus Stoffresten kreierte er Puppen, wenngleich es ihm in seiner Kindheit verwehrt war, mit Puppen zu spielen. Im Alter von 14 Jahren verließ er die Schule und begann eine Schneiderlehre. Der Film „Nuit et Brouillard“ von Alain Resnais öffnete ihm die Augen über den Holocaust. 1969 lernte er den mexikanischen Filmemacher Téo Hernandez kennen und bereiste mit ihm die Welt, unter anderem Nordafrika, Indien und Mexiko. 1975 schuf Michel Nedjar seine ersten ‚Poupées‘ und experimentierte mit Filmen. 1979 erwarb Jean Dubuffet einige ‚Poupées‘ für seine Sammlung. Michel Nedjar ist heute einer der letzten lebenden Künstler, dessen Werke von Jean Dubuffet persönlich in dessen Sammlung aufgenommen wurden. Michel Nedjars Puppen haben ihm nach eigenen Aussagen das Leben gerettet, indem sie ihm eine künstlerische Aufgabe gegeben haben, seine Vergangenheit zu bewältigen. Die Puppen haben ihn berühmt gemacht. Bei seinen Arbeiten auf Papier arbeitet er jeweils an einem Thema und produziert daraus eine Serie. Manche Serien sind nach den Stadtteilen in Paris benannt, wo er seine jeweiligen Ateliers hatte. Er verarbeitet Materialien, die er gefunden hat, Kuverts, Kartons und verwendet auch Bügeleisen und Nähmaschine als Arbeitsinstrumente für die Herstellung seiner Werke. Seine ganz eigene archaisch anmutende Formensprache bringt menschliche Figuren, Gesichter, Masken und Tiere in die Welt. Michel Nedjars Werke wurden in großen internationalen Einzelausstellungen gezeigt, beispielsweise 2008 im museum gugging, 2016 im Musée d‘ Art et d‘ Histoire du Judaïsme (mahJ) in Paris und 2017 im LaM in Villeneuve d‘Ascq, Frankreich. Er ist in allen großen Art Brut-Privatsammlungen weltweit vertreten. Michel Nedjar ist auch ein bedeutender Förderer der Art Brut. Als Reaktion auf die Schenkung der Sammlung von Jean Dubuffet an die Schweiz hat er – gemeinsam mit den Künstlerinnen Madeleine Lommel und Claire Teller – die französische Collection L‘Aracine aufgebaut, die sich seit 2009 im Erweiterungsbau für Art Brut des LaM in Villeneuve d‘Ascq, Frankreich, befindet. Michel Nedjar lebt und arbeitet in Paris.
Ausgewählte Werke