Header Desktop ohne D E

Header Tablet ohne D

Header Mobile ohne D

Josef Hofer

*1945, Österreich

Josef Hofer wurde in den letzten Wochen des 2. Weltkriegs in Wegscheid, Bayern, geboren. Seine körperliche und geistige Behinderung war deutlich sichtbar.

Er hatte großes Glück, dass weder Arzt noch Hebamme – entgegen ihrer gesetzlichen Verpflichtung – eine Meldung an die Behörde machten, denn dies hätte seinen sofortigen Tod und die Sterilisation seiner Mutter bedeutet. Seine Eltern wussten um diese Gefahr, war doch eine Schwester des Vaters, die sich in einer psychiatrischen Klinik befunden hatte, 1941 in Hadamar ermordet worden. Gemeinsam mit den Eltern und seinem ebenfalls behinderten Bruder wuchs er auf einem kleinen Bauernhof im nördlichen Mühlviertel, Oberösterreich, in großer Isolation auf. Mittelohrentzündungen führten zu seiner nahezu vollständigen Gehörlosigkeit. Pepi – wie er genannt wird und seine Werke gerne signiert – besuchte nie eine Schule und hatte nie die Chance, die Gebärdensprache zu lernen. 1977, nach dem Tod des Vaters, zog die Familie nach Kirchschlag. Hier konnte sich seine Cousine, Renate Sager, von Linz aus um die Familie kümmern. Ab 1985 kam er tagsüber in die Lebenshilfe Oberösterreich nach Linz, seit 1992 lebt er in derselben Institution in Ried im Innkreis. Dort traf er 1997 auf Elisabeth Telsnig, seine Entdeckerin, Mentorin und künstlerische Betreuerin, die in Ried eine Zeichengruppe übernahm. In seinen Anfängen arbeitete er sehr fokussiert und hektisch, mit zunehmendem Alter ist sein Zeichnen gelassener geworden. 2003 hatte Josef Hofer in der Collection de l‘Art Brut seine erste Einzelausstellung. 2004 gewann er den euward, der Europäische Förderpreis für Malerei und Grafik im Kontext geistiger Behinderung. Im Mittelpunkt seines Schaffens findet sich eine freizügig dargestellte männliche Sexualität, exzessiv in ihrem Ausdruck. In seinem Zimmer in Ried, wo er lebt, steht ein Spiegel, in dem er sich teilweise selbst betrachten kann. Seine oft fragmentierten, im Sinne von Ausschnitten dargestellten Akte, werden als sein auf Papier gebrachtes Alter Ego gedeutet. Sehr typisch für viele Bilder ist die gelb-orange Rahmengestaltung, die zugleich den Bildraum definiert. Seine Liebe zu Pferden findet ihren Niederschlag in ausgewählten Zeichnungen mit erstaunlichen Details. Als Motive seiner Zeichnungen findet man auch unterschiedlichste Gegenstände aus seiner Umwelt, und in seinem Spätwerk weibliche Akte.

Seine Arbeiten finden sich in zahlreichen Museen und Privatsammlungen, unter anderem in der Collection de l‘Art Brut, Lausanne, im The Museum of Everything, in der Collection abcd/Bruno Decharme, Frankreich, in der Sammlung Treger und Saint Silvestre, Portugal, und in der Sammlung Arnulf Rainer, Österreich. Josef Hofer ist seit 2021 im Kontext der 921 Werke umfassenden "Donation d´Art Brut de Bruno Decharme" im Centre Pompidou, Paris, vertreten.

Website: www.josefhofer.at

 

Ausgewählte Werke

 

 

© Hannah Rieger
Alle Rechte vorbehalten

Alle Fotos (Räume und Kunstwerke): Maurizio Maier
Konzept & Layout: VISUAL°S