Anna Zemánková
1908 bis 1986, Tschechische Republik
Anna Zemánková wurde 1908 in Olmütz in Südmähren geboren, einer Industriestadt mit eigenem spätgotischen Charakter in Kultur und Architektur, damals Teil der österreichisch-ungarischen Monarchie.
Ein Ort mit Tradition und Geschichte. Ihre Familie lebte vom Handel, ihr Vater war Friseur. Obwohl sie schon früh an eine künstlerische Laufbahn dachte, folgte sie dem pragmatischen Wunsch ihrer Eltern nach einer sicheren Ausbildung und arbeitete schließlich 1926 bis 1933 als Dentistin. 1933 heiratete sie Bohumir Zemànek und übersiedelte mit ihm nach Brünn, wo sie zwei Söhne bekam. 1948 folgte eine Tochter, geboren in Prag. In den 1950er Jahren durchlebte sie eine Depression. 1960, im Alter von 52 Jahren, entdeckte sie im Zeichnen als Autodidaktin eine Ressource, die ihr eine attraktive Parallelwelt zu ihrer realen Welt eröffnete. Ihr Zugang zu dieser Phantasiewelt erklärt ihre Nähe zu spirituellen Schöpfern bzw. mediumistischen Künstlern. Sie hatte den Eindruck, magnetische Kräfte nutzen zu können, die nicht fassbar sind. Der Zustand ihrer Ekstase war für sie nicht steuerbar, ereignete sich aber üblicherweise im Morgengrauen zwischen vier Uhr und sieben Uhr. Danach kehrte sie in ihren Alltag zurück, machte Frühstück für die Familie und widmete sich später am Tag wieder obsessiv ihrer Kunst. Im Mittelpunkt ihres künstlerischen Schaffens sind wunderbare, vielfältige, exotische Pflanzen und Blumen, die von einem fremden Planeten zu kommen scheinen. Es ist ihr eigenes visionäres botanisches Universum, ihre phantastische Welt. Das jeweilige Motiv eines Kunstwerks entstand erst im Schaffensprozess selbst. Sie arbeitete zunächst mit Wasserfarben und Tusche, später verwendete sie eine eigene Technik mit verschiedenen Gegenständen, die ihren Zeichnungen einen reliefartigen Charakter verliehen. Schließlich bezog sie auch Textilien in ihre Arbeiten mit ein.
Bereits die Sammlung von Jean Dubuffet enthält Arbeiten von Anna Zemánková. Ihre Werke wurden auf der 55. Biennale in Venedig 2013 ausgestellt und finden sich in allen großen Art Brut-Sammlungen der Welt. Anna Zemánková ist seit 2021 im Kontext der 921 Werke umfassenden "Donation d´Art Brut de Bruno Decharme" im Centre Pompidou, Paris, vertreten.
Ausgewählte Arbeiten